Die Kunst des Konflikts. Eine Anleitung zur genauen Konfliktanalyse. Ziel ist die Schaffung wirksamer Handlungsspielräume in Konflikten.
Klaus Eidenschink analysiert in seinem Werk [Eidenschink, K. (2024). Die Kunst des Konflikts. Konflikte schüren und beruhigen lernen, Heidelberg: Carl Auer] Konflikte sehr detailliert, indem er sie in drei Hauptdimensionen aufteilt:
Sachdimension, Sozialdimension und Zeitdimension.
Jede dieser Dimensionen enthält spezifische Kategorien oder Muster, die entweder zur Eskalation oder Deeskalation eines Konflikts beitragen können. Im Folgenden finden sich alle Kategorien der drei Dimensionen kurz dargestellt:
- Sachdimension
Die Sachdimension bezieht sich auf die inhaltlichen Aspekte eines Konflikts. Hierbei stehen Fakten, Ziele und objektive Differenzen im Vordergrund.
- Ziele und Interessen: Konflikte entstehen häufig, wenn unterschiedliche Ziele oder Interessen miteinander kollidieren. Eidenschink betont, dass die Klärung dieser Unterschiede oft ein erster Schritt zur Deeskalation sein kann.
- Information und Wissen: Missverständnisse oder falsche Informationen sind häufige Auslöser für Konflikte. Der Zugang zu relevanten Fakten und deren Interpretation spielt eine entscheidende Rolle.
- Ressourcen: Konflikte um knappe Ressourcen (z. B. Geld, Zeit, Personal) sind typisch. Die gerechte Verteilung und Priorisierung dieser Ressourcen sind zentrale Themen.
- Strategien und Wege: Unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie Ziele erreicht werden sollen, können zu Konflikten führen, selbst wenn die Ziele selbst geteilt werden.
- Sozialdimension
Die Sozialdimension umfasst die zwischenmenschliche Ebene eines Konflikts. Hier spielen Emotionen, Beziehungen, Machtverhältnisse und Kommunikation eine zentrale Rolle.
- Kommunikationsstil: Der Stil, in dem Menschen miteinander sprechen, beeinflusst die Eskalation oder Deeskalation stark. Eskalierend wirken Vorwürfe, Kritik oder aggressives Verhalten, während Fragen und aktives Zuhören deeskalierend wirken.
- Macht und Kontrolle: Konflikte entstehen oft, wenn Machtverhältnisse hinterfragt werden oder ein Ungleichgewicht besteht. Dies betrifft insbesondere Hierarchien in Organisationen.
- Beziehungen: Zwischenmenschliche Spannungen oder alte Konflikte können in aktuellen Situationen wieder aufbrechen. Der Zustand der Beziehungsebene ist oft entscheidend für die Konfliktdynamik.
- Emotionen: Emotionale Reaktionen wie Wut, Angst oder Frustration können Konflikte intensivieren. Die Fähigkeit, Emotionen zu regulieren, ist daher zentral.
- Zeitdimension
Die Zeitdimension betrachtet die Dynamik und Entwicklung eines Konflikts über die Zeit hinweg. Konflikte verlaufen nicht statisch, sondern entwickeln sich, was unterschiedliche Handlungsansätze erfordert.
- Historie: Konflikte haben oft eine Vorgeschichte. Alte Verletzungen oder ungelöste Probleme können in neuen Konflikten wieder aufbrechen.
- Verlauf und Dynamik: Konflikte eskalieren in verschiedenen Stufen. Eidenschink unterscheidet zwischen latenten, manifesten und eskalierten Konflikten. Die Dynamik eines Konflikts sollte stets berücksichtigt werden, um die passende Strategie zu wählen.
- Prognose: Wie wahrscheinlich ist es, dass der Konflikt sich verschärft oder gelöst wird? Eine Einschätzung der zukünftigen Entwicklung kann helfen, die Situation zu steuern.
- Zeithorizont: Manche Konflikte erfordern schnelle Lösungen, während andere langfristige Strategien benötigen. Die zeitlichen Anforderungen und der Druck beeinflussen die Herangehensweise.
Zusammenfassende Darstellung der Konfliktdimensionen
Dimension |
Kategorie |
Merkmale |
Sachdimension |
Ziele und Interessen |
Unterschiede in Zielen oder Interessen |
Information und Wissen |
Fehlende oder unterschiedliche Informationen |
|
Ressourcen |
Konflikte um knappe Ressourcen |
|
Strategien und Wege |
Verschiedene Herangehensweisen für die Zielerreichung |
|
Sozialdimension |
Kommunikationsstil |
Eskalierende oder deeskalierende Kommunikationsmuster |
Macht und Kontrolle |
Machtverhältnisse oder -kämpfe |
|
Beziehungen |
Zwischenmenschliche Spannungen und frühere Konflikte |
|
Emotionen |
Emotionale Reaktionen und deren Regulierung |
|
Zeitdimension |
Historie |
Vorgeschichte des Konflikts |
Verlauf und Dynamik |
Entwicklung des Konflikts von latent über manifest bis eskaliert |
|
Prognose |
Einschätzung der zukünftigen Konfliktdynamik |
|
Zeithorizont |
Kurzfristige versus langfristige Konfliktbearbeitung |
Praktische Anwendung
Eidenschink bietet für jede dieser Dimensionen praktische Methoden, um Konflikte produktiv zu steuern. Ein zentrales Werkzeug ist die sogenannte „Mustererkennungskompetenz“. Diese befähigt Personen, typische Muster in den drei Dimensionen zu erkennen und ihre eigenen Reaktionen flexibel anzupassen.
Sein Ansatz ermutigt dazu, Konflikte nicht als etwas Negatives zu betrachten, sondern sie als Chance für Wandel, Innovation und Entwicklung zu begreifen. Dies erfordert jedoch ein tiefes Verständnis für die genannten Dimensionen und die Fähigkeit, auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig zu handeln.