Was bedeutet Krise wirkllich?
Das Wort „Krise“ stammt etymologisch vom griechischen Begriff krísis (κρίσις) ab, der auf das Verb krínein (κρίνειν) zurückgeht und so viel wie „scheiden, trennen, (be)urteilen“ bedeutet.
Ursprünglich verwies der Begriff auf eine Entscheidungssituation oder einen Wendepunkt, bei dem eine grundlegende Weichenstellung erfolgt. „Krísis“ war damit in seinem historischen Kontext oft ein neutraler Begriff: Er bezeichnete den Moment, in dem sich entscheidet, ob ein Prozess – in Gesellschaft, Politik oder Kultur – eine positive oder negative Wendung nimmt.
In der Medizin spricht man ebenfalls von einer „Krise“ (englisch „crisis“) als dem kritischen Punkt im Verlauf einer Erkrankung, an dem sich zeigt, ob der Organismus die Krankheit überwindet oder ob eine drastische Verschlechterung eintritt.
Diese Diagnose- und Entscheidungssituation bringt das Wesen des Begriffs auf den Punkt: Eine Krise ist der Zeitpunkt, an dem durch die vielschichtigen Wechselwirkungen – sei es in einem menschlichen Körper, in einer Organisation oder generell in einem lebenden Gefüge – unklar bleibt, wie sich das Geschehen weiterentwickeln wird.
Die systemtheoretische Sicht: Da lebende Systeme grundsätzlich selbstorganisierend (autopoietisch) sind, kann sich die Gesamtdynamik in unvorhergesehene Richtungen bewegen. Das birgt das Potenzial für tieferen Wandel, man hört in dem Zusammenhang auch oft: Disruption.
Dieses Moment der Unberechenbarkeit spiegelt den systemtheoretischen Begriff der „Emergenz“ wider, bei dem neue Eigenschaften oder Strukturen entstehen, die sich nicht allein aus den Einzelteilen vorhersagen lassen.
Hier ist der Ausgang ungewiss, weil sich das System jenseits rein linearer Kausalitäten verhält und in einen völlig neuen Zustand kippen kann. Oder. „No pain, no gain.“